Die Afrikanische Union (AU) hat den togoischen Präsidenten Faure Gnassingbé offiziell zum Vermittler in dem Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ernannt. Er löst den angolanischen Präsidenten João Lourenço ab, der im vergangenen Monat sein Mandat niedergelegt hatte.
Die AU möchte die diplomatischen Bemühungen wiederbeleben. In den östlichen Regionen des Kongo kommt es nach wie vor zu bewaffneten Zusammenstößen, anhaltende Spannungen und die schwere humanitäre Krise setzen sich ungehindert fort. Gnassingbés Ernennung erfolgt in einer schwierigen Situation. Das Misstrauen zwischen den Regierungen in Kinshasa und Kigali wächst. Die DRK beschuldigt Ruanda schon lange, die Rebellenbewegung „M23“ zu unterstützen. Beobachter:innen gehen außerdem davon aus, dass Ruanda eigene Soldaten in der rohstoffreichen Region stationiert hat, was das Land ebenfalls abstreitet. In den letzten Monaten ist es der „M23“ gelungen, die kongolesischen Regierungstruppen zurückzudrängen und unter anderem die Städte Goma und Bukavu zu erobern.
Bisherige Bemühungen, den Konflikt beizulegen, sind gescheitert. Zwar trafen sich im März Vertreter des Kongo mit "M23“-Verantwortlichen unter Vermittlung Katars, aber ohne Ergebnis. Die AU berief Gnassingbé, da er erfolgreich bei der Lösung politischer Krisen in Westafrika, einschließlich der Verhandlungen in Mali, Niger und Burkina Faso während der Streitigkeiten mit der ECOWAS (Wirtschaftsgemeinschaf westafrikanischer Staaten) tätig war. Die neue Aufgabe ist aber gewaltig. Seit Jahrzehnten tobt im Ostkongo ein Krieg, der bisher mindestens 2 Millionen Menschen das Leben gekostet und Hunderttausende in die Flucht getrieben hat, bei uns aber kaum Beachtung findet. Etliche sogenannte Rebellengruppen, im Grunde nichts anderes als brutale Räuberbanden – die „MM23“ ist die bedeutendste von ihnen - kämpfen um Einfluss und Zugang zu den Bodenschätzen in der rohstoffreichen Region. Ein komplexes Geflecht aus ethnischen Rivalitäten, finanziellen und wirtschaftlichen Interessen wegen der kostbaren Rohstoffe, ausländischer Einmischung und einem weitgehenden Misstrauen gegenüber den kongolesischen Institutionen bilden ein kaum begehbares diplomatisches Minenfeld.
