Die Luftverschmutzung in Ghana fordert sowohl von der Gesundheit als auch von der Wirtschaft einen hohen Tribut, bleibt aber ein weitgehend übersehenes Problem.
In jedem Jahr sterben fast 24.000 Ghanaer*innen vorzeitig an den Auswirkungen der Luftverschmutzung. Verschärfend kommt dazu, dass der Kampf mit verschmutzter Luft in der Kindheit schwere psychische Probleme im Erwachsenenalter auslösen kann. Darüber entstehen wirtschaftliche Schäden von schätzungsweise 1,6 Milliarden US-Dollar jährlich, ein Problem, das bei den bevorstehenden Wahlen 2024 dringend auf die politische Agenda gesetzt werden muss.
Das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) hat die Luftverschmutzung als den primären Umweltrisikofaktor in Ghana bezeichnet, der für die Mehrheit der Todesfälle und Behinderungen verantwortlich ist. Große Aufmerksamkeit finden in der Öffentlichkeit meist schwere Unfälle auf bestimmten Straßen. Die Abgase aus den Auspuffrohren von Minibussen, die vor Ort als "Trotros" bekannt sind, bleiben unbemerkt und unbeachtet.
Als der gefährlichste Luftschadstoff gilt Feinstaub 2,5 (PM2,5), der aufgrund seiner winzigen Größe erhebliche Gesundheitsrisiken birgt. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen 24-Stunden-Grenzwert von 15 μg/m3. Am 5. September 2023 lagen die PM2,5-Werte in Kaneshie, einem Stadtteil von Ghanas Hauptstadt Accra, bei gefährlichen 155 μg/m3!
Die Folgen der Luftverschmutzung sind gravierend. Vorzeitige Todesfälle sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Belastung durch verschmutzte Luft in der Kindheit kann zu reduzierten kognitiven Leistungen führen, Atemwegsprobleme belasten die Menschen von der Geburt bis ins hohe Alter, wie vom Royal College of Paediatrics and Child Health (RCPCH) dokumentiert. Trotz dieser alarmierenden gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen bleibt die Luftverschmutzung in der öffentlichen Diskussion völlig auf der Strecke. Niemand interessiert sich ernsthaft dafür.
Es fehlt zur Sichtbarmachung der Problematik ein umfassendes System zur Luftqualitätsüberwachung, so dass es schwierig ist, das volle Ausmaß der Belastungen zu dokumentieren. Neben dem privaten und öffentlichen Verkehr tragen auch die Verbrennung fossiler Brennstoffe zum Kochen, Müllverbrennung und ähnliches dazu bei.
Ghana ist nicht das einzige Land, das mit diesem Problem zu kämpfen hat. Es ist ein kontinentweites Problem. Im Jahr 2019 war die Luftverschmutzung für mehr als die Hälfte der 1,1 Millionen vorzeitigen Todesfälle in Afrika verantwortlich.
