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Spirituelle Vergebung durch materielle Praxis

Warum die Rückgabe von Kulturgütern richtig ist

Ende April war Dr. Bridget Ben-Naimah, Pastorin der Evangelical Presbyterian Church, Ghana, zu Besuch in Bremen. Unter anderem hielt sie einen Vortrag in der NM-Geschäftsstelle über Fragen der Restitution (Rückgabe von Kulturgütern) aus theologischer Sicht. Paul Brockmann, Soziologie-Student und zurzeit Praktikant bei der Norddeutschen Mission, war dabei und schildert hier seine Eindrücke.

Wie denkt eine Person über Restitution nach, die aus einem Land stammt, welches Opfer von kolonialistischen Raubzügen war (und ist)? Ihr Vortrag konnte darauf eine gute Antwort geben. Nach einer kurzen Einführung in die Restitutionsgeschichte und einer Definition erläuterte die Referentin die Relevanz kultureller Gegenstände in ihrer Heimat. Unter Restitution versteht man die Rückgabe eines Gegenstandes an seine*n rechtmäßige*n Besitzer*in, der zuvor verloren gegangen ist oder gestohlen wurde.

Einige Kulturgüter, wie etwa Masken, Skulpturen, Gemälde oder andere visuelle Objekte, sind keineswegs zu dekorativen Zwecken hergestellt worden, sondern waren zentral für die religiöse und kulturelle Praxis der Menschen und damit notwendig für das spirituelle Leben und die soziale Ordnung. Der Raub solcher Gegenstände war also ein massiver Einschnitt in das Zusammenleben der rechtmäßigen Besitzer*innen und hatte damit einen gravierenden Einfluss auf deren Identität und ihr Seelenheil – im wahrsten Sinne des Wortes. Unter dem Vorwand der Ausrottung des „Götzen- und Heidentums“ wurden einige dieser Gegenstände von Europäer*innen mit in ihre Heimatländer genommen und waren dort teilweise über 100 Jahre in Museen ausgestellt. In den vergangenen Jahren haben einige Länder mit kolonialistischer Vergangenheit kulturelle Objekte wieder zurück in die Länder geschickt, aus denen sie kamen. Doch dies stellt eher die Ausnahme dar.

Anschließend ging es zum Kern des Vortrags: die theologische Perspektive zur Restitutionsdebatte. Bridget Ben-Naimah begründet über fünf verschiedene Wege die christliche Pflicht zur Restitution: Sie sei ein authentisches Zeichen der Buße, führe zur Wiederherstellung des Friedens zwischen zwei Parteien, kann als angewandte Praxis für das Gebot der Nächstenliebe betrachtet werden, hilft dabei, Fehler nicht zu wiederholen und unterstützt dabei, sich selbst zu vergeben. Der Aspekt der Vergebung sei ein wichtiger Punkt der christlichen Praxis und solle in einer Debatte wie der um die Restitution unbedingt eine zentrale Rolle spielen. Die Vergebung von Sünden kann dabei für alle Beteiligten eine lösende Wirkung haben. Neben der Bereitschaft zu vergeben, ist jedoch auf der anderen Seite die bereits angesprochene Fähigkeit, ernsthafte Reue zu zeigen und Wiedergutmachung zu leisten, notwendig für eine gelingende Beziehung zwischen beiden Seiten bei der Restitution.

Nachdem der Vortrag zu Ende war, kamen verschiedene Fragen, die zu einer regen Diskussion zwischen der Referentin und dem Publikum führten. Wie denkt nun also eine betroffene Person über die Restitution nach? Ben-Naimah hat mit ihrem Vortrag gezeigt, dass sie mithilfe theologischer Argumente eine fundierte Begründung dafür liefern konnte, warum die Richtigkeit und Wichtigkeit der Restitution aus christlichen Werten ableitbar ist. Wer an welchen Debatten teilnimmt und wer gehört wird, hat sich in den letzten Jahren in vielen verschiedenen Gesellschaftsbereichen verändert. Betroffene werden nun häufiger - wenn auch nicht häufig genug - direkt angesprochen, und es wird nicht mehr nur über sie gesprochen. Die gleiche Entwicklung ist bei der Restitutionsdebatte erstrebenswert und auch bereits im Begriff, sich dahingehend zu verändern. Sie darf nicht nur zwischen den Akteuren des globalen Nordens stattfinden, sondern vielmehr sollten diese den Menschen des globalen Südens zuhören, ihre Wünsche und Forderungen berücksichtigen und ernstnehmen, um den eigenen (christlichen) Werten auch in der Praxis gerecht zu werden.

Der Vortrag von Bridget Ben-Naimah kann als kleiner Baustein hin zu einer solchen Entwicklung betrachtet werden.

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