Zwischen Mittlerfunktion und unkritischer Haltung
Die 1836 gegründete Norddeutsche Mission befand sich in der besonderen Lage, dass ihr Missionsgebiet seit 1890 unter zwei Kolonialmächten aufgeteilt war: An der britischen Goldküste war sie auf ausländischem Territorium, in der deutschen Kolonie Togo war sie Nationalmission. Eingebunden in dieses koloniale Spannungsfeld, versuchte die Norddeutsche Mission ihren Weg zwischen den Fronten zu gehen.
Besonders im Schulwesen wahrte sie ihre Unabhängigkeit gegenüber der Regierung und zog die einheimische Sprache Ewe der Kolonialsprache Deutsch vor. Ihr Eintreten für den Erhalt der traditionellen einheimischen Strukturen brachte sie in eine Mittlerfunktion gegenüber der Kolonialmacht. Für zusätzliche Spannungen sorgte die Tatsache, dass die Missionare zwar nicht als Eroberer auftraten, aber dieselbe Hautfarbe wie die Besatzer hatten.
Unter ihrem Leiter Missionsinspektor Franz Michael Zahn (1833-1900) fiel die Norddeutsche Mission durch eine kolonialkritische Haltung auf, von der ausführliche Petitionen an Kaiser und Reichstag zeugen, in denen um eine Revision der Kolonialpolitik gebeten wird. Unter seinem Nachfolger August Wilhelm Schreiber (1867-1945) vollzog sich ein Kurswechsel hin zu einer unkritischen Haltung gegenüber der Kolonialmacht.
Mehr Informationen über die Sprachenfrage und die
Eigenständigkeit der afrikanischen Kirche. Außerdem: zum Thema
Mission und Kolonialpolitik
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Die Norddeutsche Mission hat im März letzten Jahres vor ihrer Hauptversammlung eine Frauenvorkonferenz durchgeführt, die das Thema „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen" hatte.