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Weltweite Verteilung stockt

Wird in Afrika erst 2024 geimpft?

von Kevin Schulte (n-tv.de)

Bis die Corona-Impfstoffe auch die ärmeren Länder erreichen, dauert es noch. Besonders lange könnte es sich in Afrika hinziehen. Obwohl sich fast die ganze Welt zusammengeschlossen hat, um die Corona-Impfstoffe überall zugänglich zu machen.

Wird zu wenig geimpft? Wird zu langsam geimpft? Hat die Europäische Union zu wenige Impfdosen bestellt? Hätte sich Deutschland im Alleingang größere Mengen besorgen müssen? Darüber wird emotional gestritten. Und dabei wird gerne vergessen, dass andere Länder noch Monate oder vielleicht sogar Jahre von Impf-Kampagnen entfernt sind, wie sie in Europa und den USA schon begonnen haben. Die reichen Länder haben praktisch alle verfügbaren Impfdosen der Hersteller aufgekauft. Andere Teile der Welt müssen noch lange warten - ganz besonders Afrika.

Auch, wenn die Covax-Organisation dagegen ankämpft. Fast alle Länder der Welt haben sich darin zusammengeschlossen, um die Corona-Impfstoffe der ganzen Welt zugänglich zu machen. Koordiniert wird das Ganze von Gavi, der Impfallianz der Weltgesundheitsorganisation WHO. "Dort wird versucht, Gelder zu sammeln und zu investieren, um Impfstoffe zum Beispiel für Afrika zur Verfügung zu stellen", erklärt Gisela Schneider im ntv-Podcast "Wieder was gelernt".

Die Medizinerin hat 20 Jahre in Afrika gelebt und gearbeitet. Seit 13 Jahren ist sie Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission Difäm. Die Organisation setzt sich für die Verbesserung von Gesundheitssystemen in der ganzen Welt ein. Und im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist jede helfende Hand dringend nötig. Die Impfstoff-Verteilung laufe "schleppend", sagt sie, da Covax "sehr viel mehr Ressourcen" brauche. Zwar teilte die WHO mit, dass spätestens Anfang Februar die ersten Impfdosen auch in die ärmsten Länder der Welt verschickt werden können. Doch das Ziel bleibt ambitioniert: Auch in den ärmsten Ländern sollen bis 2021 zumindest 20 Prozent der Bevölkerung geimpft sein.

"Afrika kann sehr gut impfen."

Vielleicht ist es zu ambitioniert, denn nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters fehlen Covac fast fünf Milliarden Dollar. Möglicherweise kann Afrika somit erst in drei Jahren flächendeckende Impfaktionen beginnen. "Wenn es bis 2024 dauert, wäre das natürlich dramatisch. Aber wir müssen auch klar konstatieren, dass wir noch am Anfang der Zulassungen der Impfstoffe sind", beschwichtigt Difäm-Chefin Schneider. Die Medizinerin fordert, dass bereits jetzt "ein Teil der Impfstoffe für Afrika und für Länder mit niedrigem Einkommen" zur Verfügung gestellt wird. "Nur wenn alle Zugang zu Impfstoffen haben, können wir diese Pandemie nachhaltig bewältigen."

Sind die Impfstoffe in Afrika erst einmal in größeren Mengen verfügbar, ist Gisela Schneider optimistisch, dass es mit der Organisation groß angelegter Impfaktionen gut klappt. "Afrika kann sehr gut impfen. Wir haben das in der Ebola-Epidemie im Kongo gesehen. Ein hochkomplexer Impfstoff, der auch bei extremen Minusgraden gelagert werden muss, ist mitten in einer Krisenregion verimpft worden", erzählt sie, nachdem sie sich im Kongo selbst ein Bild von den Ebola-Impfungen gemacht hatte. "Das ist gelungen mit internationaler Unterstützung. Ich sehe auch bei den Corona-Impfungen keine großen Probleme."

Darüber hinaus gebe es in den meisten afrikanischen Ländern auch eine große Bereitschaft, sich impfen zu lassen, sagt die Expertin. "In Afrika gibt es noch ein ganz klares Verständnis dafür, dass man an Masern stirbt. Man hat aber gelernt, dass nichts passiert, wenn man dagegen impft. Die Menschen in Afrika kennen auch noch die Polio. Dort hat man die direkte Beziehung zwischen einer tödlichen Erkrankung und dem Erfolg eines Impfstoffs."

Die Corona-Krise sei selbstverständlich eine immense Herausforderung für die afrikanischen Länder, aber nicht die alles dominierende. Der Kontinent kommt bislang deutlich besser durch die Pandemie als Europa. "Im Juli und August gab es eine ganz schlimme Welle in Südafrika mit vielen Todesfällen. Aber insgesamt ist Afrika bislang relativ glimpflich davongekommen", sagt Gisela Schneider. Das sei jedoch kein Ruhekissen, da "es aktuell in Ostafrika und im Süden des Kontinents eine zweite Welle" gebe und die Gesundheitssysteme "nicht darauf vorbereitet sind, intensivmedizinisch Menschen zu beatmen."

Corona-Mutation treibt zweite Welle in Südafrika voran

Dass es bislang aber deutlich weniger Corona-Tote zu beklagen gibt als anderswo, liegt auch an der im Vergleich zu Europa und Nordamerika deutlich jüngeren Bevölkerung. Seniorenheime, wo es zum Beispiel auch in Deutschland etliche Ausbrüche gab und gibt, findet man in Afrika kaum. Ältere Menschen leben meist bis zum Ende ihres Lebens in ihren Familien. "Afrikanisches Leben findet im Freien statt, dadurch hat man natürlich auch einen viel höheren Schutz. Ich habe auch erlebt, wie schnell dort Masken genäht waren. Das hat keinen langen politischen Weg gebraucht, das hat man einfach gemacht", nennt Schneider weitere Gründe.

Zudem hat man in Afrika zeitig harte Lockdowns verhängt, blickt die Difäm-Chefin auf das Frühjahr 2020 zurück. Und natürlich hat Afrika in den vergangenen Jahren leidvolle Erfahrungen mit Pandemien gemacht, zuletzt vor allem mit Ebola. "Als Afrika diese Bilder aus Bergamo gesehen hat, sind alle Alarmglocken angegangen. Das hat zu einem massiven Lockdown geführt, der aber eben auch massivste wirtschaftliche Konsequenzen hat."

Deshalb kämpfe man derzeit eher mit den indirekten Folgen der Pandemie, sagt die Medizinerin. Steigende Armut, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit sind die Beispiele. "Das sind ganz handfeste wirtschaftliche und soziale Probleme, mit denen man es dort gerade zu tun hat."

Die nächsten Jahre werden für Afrika hart. So viel ist sicher. Sie werden einfacher, wenn die Corona-Impfstoffe wenigstens einigermaßen fair auf der Welt verteilt werden.

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