• Norddeutsche Mission

Mission - auch heute, ganz neu ein Auftrag für uns

Christliche Mission begegnet heute – zumindest in Deutschland – verbreitetem Misstrauen. Das Bild von weißen Missionaren, die  „Eingeborene bekehren“ und ihnen moralische und gesellschaftliche Vorstellungen des 19. Jahrhunderts aufdrängen wollen, geistert immer noch in vielen Köpfen. Aber auch in besser informierten kirchlichen Kreisen fragt man sich oft, ob den Missionen nicht angesichts selbstständig gewordener Kirchen in den ehemaligen Missionsländern heute nur noch die Rolle des Onkels mit der großen Brieftasche bleibt.

Als zum Beispiel die Norddeutsche Mission 1836 gegründet wurde, verfolgte sie wie viele andere europäische und nordamerikanische Missionsgesellschaften im 19. Jahrhundert das Ziel, „das Evangelium von Jesus Christus allen Völkern bis ans Ende der Erde zu bringen“ und Menschen zum Christentum zu bekehren. Man teilte die Einsatzgebiete untereinander auf und schickte mit diesem Auftrag viele junge Menschen nach Afrika, Asien und Lateinamerika.

Die Norddeutsche Mission konzentrierte ihre Arbeit ab 1847 auf Westafrika, auf das Volk der Ewe in der Voltaregion. Neben der christlichen Predigt engagierte man sich aber auch sozial, baute Schulen und Gesundheitsstationen. Die Missionare führten das europäische Handwerk und neue Anbaumethoden in der Landwirtschaft ein. Diese praktische Arbeit verstanden sie als Teil christlicher Mission.

Der Kampf zwischen Licht und Finsternis

Die Missionare brachten den Afrikanern aber nicht nur die Botschaft von der Liebe Gottes und der Menschenwürde, sondern tatsächlich auch ihre Wert- und Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts. Sie verstanden die Mission als Kampf zwischen Gott und Satan, Licht und Finsternis. Nach ihrem Verständnis lebten die Afrikaner mit ihrer Religion, Kultur und Lebensform in der Finsternis, aus der sie befreit werden mussten. Diese negative Einstellung hat bei vielen Menschen schwere psychische Schäden angerichtet und das Verhältnis zwischen Afrikanern und Europäern bis in die Gegenwart nachhaltig belastet.

Wie sehr diese Vorstellung von Licht und Finsternis, Gott und Satan immer noch wirkt, lässt sich heute an den ungezählten christlich-charismatischen Gemeinschaften ablesen, die in den Ländern südlich der Sahara wie Pilze aus dem Boden schießen. Sie lehnen die überlieferte eigene Kultur und Religionspraxis rigoros ab, übernehmen aber andererseits ekstatische Formen aus dieser Kultur, um das Wirken des christlichen Gottes in der Versammlung der Gläubigen zu erfahren. In Ghana bilden diese Gemeinschaften bereits die größte christliche Bewegung, so dass die etablierten Kirchen verstärkt charismatische Elemente übernehmen oder tolerieren, um ihre Mitglieder nicht zu verlieren.

Der soziale Umbruch ist unaufhaltsam

Die heutigen selbstständigen evangelisch-presbyterianischen Kirchen in Ghana und Togo sind aus der Arbeit der Norddeutschen Mission hervorgegangen. Sie haben ein eigenständiges Christsein mit eigenen Frömmigkeitsformen entwickelt, wozu auch Mission in nicht-christlichen Dörfern gehört – allerdings nicht mit den Methoden des 19. Jahrhunderts, sondern in Gestalt von Schulen, Gesundheitsstationen und Kirchengebäuden. Die Kirchen in den Ländern südlich der Sahara spielen in ihrer Heimat eine wichtige Rolle: Sie bieten geistliche Orientierung für die Menschen in den sozialen Umbrüchen der Gegenwart und leisten viel für die Entwicklung und den sozialen Aufbau ihrer Länder. Sie haben in unterschiedlichen ethnischen Gruppen Fuß gefasst, halten vielerorts Gottesdienste in zwei oder drei Sprachen und tragen damit wesentlich zum inneren Frieden in den multi-ethnischen Gesellschaften Afrikas bei.

Die gleiche Rolle spielen sie angesichts der enormen Spannungen, die durch die krassen Unterschiede zwischen den städtischen und den dörflichen Lebenswelten bestehen. Der Druck zum Wandel ist enorm, die traditionellen Wertvorstellungen stecken in einer Krise. In dieser Situation haben die Menschen vor allem an die Kirchen hohe Erwartungen und erhoffen sich Lösungen für ihre Probleme. Die Gottesdienste sind dabei ein wichtiger Ort, an dem die Menschen sich zu Hause fühlen und wo sie ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl erfahren. Durch Projekte versuchen die afrikanischen Kirchen Not zu lindern und Eigeninitiativen zu fördern. Sie rechnen dabei mit der Hilfe ihrer ökumenischen Partner im Norden, da ihre finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind.

Die neue Rolle ist Vermittlung

Und was macht die Norddeutsche Mission in dieser Situation? Sie hat ihre Schwerpunkte und Ziele gründlich geändert und den neuen Erfordernissen angepasst. Die ehemals abhängigen Gemeinden und Kirchen sind gleichberechtigte Partnerinnen geworden, die über ihre Belange selbst entscheiden. Das heißt aber nicht, dass sie nicht tatkräftige Freunde brauchen, um ihre oft schwierigen Aufgaben erfüllen zu können. Und solche Freunde finden sie in der alten Norddeutschen Mission.

Eine Organisation wie sie, die über 150 Jahre lang in Beziehungen zu Christen in Westafrika gelebt und gearbeitet hat, verfügt über lange Erfahrungen und tiefe Einblicke in das Denken und Handeln ihrer alten Bekannten. Sie hat somit eine wichtige Brückenfunktion zwischen den afrikanischen Gemeinden und Kirchen und den mit ihr verbundenen deutschen Kirchen: der Bremischen Evangelischen Kirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, der Lippischen Landeskirche und der Evangelisch-reformierten Kirche.

Die Norddeutsche Mission sieht heute ihre Aufgabe darin, den globalen Horizont der Einen Welt herunter zu brechen auf die lokale Ebene, auf die Situation hier und jetzt in Afrika und in Deutschland. Die Menschen sollen sich verstehen lernen als Bewohner unterschiedlicher Teile der Einen Welt mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erfahrungen, mit einer lokalen und einer globalen Perspektive. Ein afrikanischer Pastor hat die Bedeutung der gemeinsamen Geschichte in der Norddeutschen Mission einmal so verdeutlicht: „Wir leben in einer Familie und haben dieselbe Wurzel. Gibt es diese Familie nicht mehr, wird uns die Lebensgrundlage genommen.“

Wenn Teile dieser Familie sich in Deutschland oder in Afrika treffen, sich austauschen, miteinander feiern und einige Zeit zusammen leben, führt die Entdeckung der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede unweigerlich auch zur Erkenntnis eigener Defizite, Vorurteile und Einseitigkeiten. Kein Buch und kein Bericht kann diesen gemeinsamen Lernprozess ersetzen. Deshalb gehört es zu den zentralen Aufgaben einer modernen Missionsgesellschaft, solche Begegnungen zwischen den Menschen zu fördern. Der Prozess der Globalisierung erhält so ein menschliches Gesicht. An Themen für diese Begegnungen mangelt es nicht:  Menschenrechte, Schutz der Umwelt, soziale Gerechtigkeit, Überwindung von Armut und Gewalt, theologische Fragen.

Solidarität überwindet menschliche Kälte

Leben in der einen Welt heißt solidarisch miteinander umzugehen und sich gegenseitig zu achten und zu helfen. Die Evangelischen Kirchen in Ghana und Togo und die meisten ihrer Gemeinden sind arm. Sie brauchen die finanzielle Unterstützung ihrer Partnerinnen und Freunde in Deutschland für ihre Verwaltungsaufgaben und für die zahlreichen Entwicklungsprojekte, mit denen sie die Eigeninitiative der Menschen in ihrem Land stärken, damit sich deren Lebensbedingungen verbessern. Einige Beispiele:

  • Beide Kirchen unterhalten über 700 Schulen. Die Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer werden von den Regierungen gezahlt, aber weder Staat noch Kirche haben die Mittel für Unterrichtsmaterialien. Eine qualifizierte Ausbildung ist aber die Voraussetzung für eine zukunftsfähige Entwicklung. Hier helfen die deutschen Gemeinden.
  • Die kirchlichen Krankenhäuser und Gesundheitsstationen brauchen regelmäßig Medikamente und notwendige Ausstattungen. Auch dafür ist Hilfe von außen erforderlich.
  • Holz ist die wichtigste Energiequelle für die Familien. In weiten Teilen der beiden Länder ist es aber knapp geworden. Wieder-Aufforstungsprogramme schützen die Umwelt und sichern diese wichtige Ressource. Dazu gehört auch die Erschließung neuer Energiequellen, zum Beispiel der Solarenergie.
  • Die meisten Schulabgängerinnen und Schulabgänger werden arbeitslos und bleiben ohne Perspektive, wenn nicht geholfen wird. Mit speziellen Programmen bieten die Kirchen eine handwerkliche und landwirtschaftliche Ausbildung für junge Menschen an, mit der sie einmal den eigenen Lebensunterhalt erwirtschaften können. Das kostet Geld, doch die kirchlichen Etats sind begrenzt.

Die Norddeutsche Mission als Brücke nach und für Afrika verzeichnet jedoch nicht nur einen einseitigen Nord-Süd-Verkehr. Umgekehrt kommen von Süden nach Norden Fragen: Wie ist es um die geistliche Substanz in den vier Partnerkirchen bestellt? Wie betet ihr, woran glaubt ihr, was ist euch wichtig? Wie ernst ist es euch mit dem Glauben im Alltag? Für die Afrikaner ist der Gottesdienst das Zentrum im Leben der Gemeinde. In Deutschland erleben sie bei Besuchen häufig einen Kulturschock, wenn sie an Gottesdiensten teilnehmen. Sie vermissen vor allem das direkte persönliche Gebet als entscheidende spirituelle Kraft. Viele afrikanische Christen sind darum davon überzeugt, dass christliche Mission in Deutschland und Europa des 21. Jahrhunderts notwendig sein wird – und zwar von Afrika aus.

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